Ehemalige berichten von ihren Erfahrungen an der University of Bolton, England
Die Technikakademie Weilburg kooperiert schon seit geraumer Zeit mit englischen Hochschulen, die die Weiterbildung zum Bachelor Professional vollständig anerkennen und ein „Top-Up“-Studium mit international anerkanntem Bachelorabschluss anbieten. Zwei Studierende haben uns netterweise einen Erfahrungsbericht zukommen lassen, den wir hier gerne veröffentlichen möchten.
Mein Erfahrungsbericht: Mein Jahr in England – Mechanical Engineering Top-Up in Bolton
Hallo zusammen,
ich bin aktuell in England und mache hier mein Top-Up-Studium im Bereich Mechanical Engineering an der University of Bolton.
Bevor ich hierhergekommen bin, habe ich von 2023 bis 2025 meinen staatlich geprüften Techniker an der Staatlichen Technikakademie in Weilburg gemacht.
Parallel dazu habe ich dort auch mein C1-Englischzertifikat abgelegt – und das war im Nachhinein wirklich Gold wert, denn ohne gute Englischkenntnisse wäre das Ganze hier deutlich schwieriger geworden.
Summer School – der intensive Einstieg
Bevor das eigentliche Studium beginnt, startet man hier mit der sogenannten Summer School. Offiziell heißt es, der Kurs dauert vier Wochen – in der Realität sind es aber eher sechs Wochen, und zwar richtig intensiv.
Von 9 bis 17 Uhr hat man täglich Unterricht, und in dieser Zeit arbeitet man im Prinzip ein komplettes Semester durch. Also: keine halben Sachen.

Inhaltlich hatten wir z. B.
– Engineering, Modelling and Analysis – viel Mathe, Federn- und Dämpfersysteme, Arbeiten mit MATLAB
– Technische Mechanik – Berechnung von Querkräften, Biegebalken, Druckkesseln und CAD-Auslegung
– Englischkurs – Grammatik auffrischen, Präsentationen halten, Vokabeln erweitern
Die Summer School läuft komplett online, was viele anfangs unterschätzen. Ich kann sagen: man lernt hier wirklich Vollzeit, und Freizeit ist in dieser Phase eher Mangelware. Aber: es lohnt sich! Danach ist man super vorbereitet für das eigentliche Studium.
Das Studium selbst
An der Uni gibt es drei Hauptstudiengänge, die von den deutschen Technikern belegt werden:
– Electrical Engineering
– Mechanical Engineering
– Mechatronics
Wobei letzterer von der britischen Handwerkskammer nicht vollständig anerkannt wird – deswegen wählen ihn nur sehr wenige.
Wir haben aktuell einen Präsenztag pro Woche (9 bis 17 Uhr). Die restliche Zeit ist für Hausarbeiten, Projekte und Selbststudium gedacht. Zu den Hauptfächern gehören:
– Advanced Thermo Fluids and Control – also Thermodynamik, Strömungsmechanik, Regelungstechnik und Simulation
– Advanced Materials and Structures – mit Fokus auf Verbundwerkstoffe wie Carbon, Scherkräfte und Materialberechnung
– Major Project (Bachelorarbeit) – hier schreibt man ca. 7.000 Wörter über ein selbst gewähltes Thema
Ich persönlich mache meine Bachelorarbeit über die Berechnung und Auslegung eines Druckkessels. Wer seine Arbeit lieber in Kooperation mit einer Firma schreiben möchte, sollte frühzeitig (mind. 1–2 Monate vorher) mit der Suche anfangen.
Ich war da etwas spät dran und habe kaum Rückmeldungen bekommen – also mein Tipp: früh anfangen!
Die Uni gibt aber auch eine Liste mit internen Projekten, falls man nichts Externes findet. Das ist eine gute Absicherung, und fast alle Deutschen hier nutzen diese Option.
Man bekommt außerdem einen Tutor, mit dem man sich regelmäßig trifft. Das hilft sehr, um den Überblick zu behalten und nicht in der Arbeit zu versinken.
Man sollte aber wissen: Hausarbeiten, Klausuren und Bachelorarbeit gleichzeitig – das ist schon eine ordentliche Belastung. Zeitmanagement ist hier das A und O.
Wohnen und Leben in Bolton
Wir wohnen im The Cube, einem Studentenwohnheim direkt im Stadtzentrum.
Die Lage ist top: Busbahnhof, Supermärkte und Bars sind direkt um die Ecke – man braucht kein Auto. Wer trotzdem eins mitnimmt, kann an der Uni parken (ca. 15 Minuten Fußweg).
The Cube bietet:
– Ein kleines Fitnessstudio
– Studios (Einraumwohnungen) oder WGs mit 6 Zimmern
– Eigene Badezimmer in allen Zimmern
– 24/7 Paketannahme (sehr praktisch!)
Die WG-Zimmer sind recht klein, aber das eigene Bad macht das wieder wett. Ursprünglich hieß es, dass alle Deutschen zusammenwohnen – das war bei uns aber nicht so. Trotzdem: man findet hier schnell Anschluss.
Bolton selbst ist keine Großstadt, aber im Stadtzentrum ist abends immer was los. Man lebt mitten im Kneipenviertel, was das Studentenleben echt angenehm macht.
Sport und Freizeitangebote
Die University of Bolton bietet wirklich viele Möglichkeiten, sich sportlich zu betätigen – und das meist kostenlos oder zu sehr günstigen Preisen.
Man kann zum Beispiel an Kursen oder Teams in Badminton, Fußball oder Klettern teilnehmen.
Außerdem darf man das Sportschwimmbecken der Uni zu bestimmten Zeiten kostenlos nutzen.
Gerade nach langen Lerntagen ist das ein super Ausgleich, um den Kopf wieder freizubekommen.
Kosten und Fazit
Ganz ehrlich: billig ist das Jahr nicht.
Man sollte mindestens mit folgenden Kosten rechnen:
– Studiengebühren: ca. 9.000 £
– Wohnung (The Cube): ca. 8.000–9.000 £
– Visum: etwa 500 £
– NHS-Gebühr: ca. 800 £
Dazu kommen natürlich noch Lebenshaltungskosten. Trotzdem finde ich, dass es sich lohnt. Das Studium ist kompakt, praxisnah und vor allem: international anerkannt. Im Vergleich zu einem Studium an einer deutschen Privatuni ist das Ganze sogar schneller und oft günstiger.
Mein Fazit und Tipps
Wenn du mit dem Gedanken spielst, nach England zu gehen, hier meine wichtigsten Tipps:
1. Mach dein C1-Zertifikat, bevor du herkommst – das hilft enorm.
2. Plane genug Zeit für die Summer School – das ist kein „Ferienkurs“.
3. Kümmere dich früh um dein Bachelorprojekt – gerade bei Firmenprojekten.
4. Rechne mit hohen Kosten, aber sie sind überschaubar, wenn man vorher spart.
5. Nutze die Sportangebote – super Möglichkeit, andere Studierende kennenzulernen.
6. Genieß die Zeit! Du lernst unglaublich viel – nicht nur fachlich, sondern auch fürs Leben.
Ich kann das Programm wirklich weiterempfehlen. Es ist anspruchsvoll, aber eine tolle Erfahrung – und am Ende steht ein international anerkannter Bachelorabschluss, den man sich wirklich verdient hat.
Erfahrungen aus zwei Semestern Auslandsstudium in Bolton
- Mit dem staatlich geprüften Techniker kann man sich an der University of Bolton in alle Bachelorstudiengänge einschreiben die die Erweiterung „Top-Up“ im Titel führen. Es sollte sich dabei selbstverständlich um einen Studiengang handeln, der zu dem Bereich des Technikers passt.
- Zum Schwierigkeitsgrad kann man sagen, dass die Ausbildung, Berufserfahrung und der Techniker einen sehr gut auf das Studium vorbereiten. Was aber zu Beginn schwierig werden kann, ist das akademische Arbeiten, d.h. Texte zu verfassen, Quellen ordentlich zu referenzieren und generell in einem akademischen Ton zu formulieren.
- Man fängt im 5. Semester an, da der Technikerabschluss angerechnet wird. Generell ist das 5. und 6. Semester sehr auf die Bachelorarbeit fokussiert. Ca. zwei Wochen nach Studienbeginn musste man sich bereits ein Thema für die Bachelorarbeit ausdenken, was dann spätestens zwei Monate danach feststehen sollte. Im 5. Semester hatte ich einen Tag Präsenzunterricht und einen Tag, an dem ich Onlineunterricht hatte. Die restliche Zeit ist laut der Universität dem Eigenstudium zu widmen oder man arbeitet an seiner Bachelorarbeit oder an Abgaben in Form von Hausarbeiten.
- Die Universität in Bolton ist sehr divers, d.h. es gibt viele andere ausländische Studenten, zum größten Teil aus Nigeria, Pakistan, Indien, aber auch aus China. Deutsche Studenten sind eher selten.
- Zum Studieren benötigt man ein Studentenvisum, das man selbst beantragen muss. Zum Beantragen benötigt man eine CAS-Nummer, die man erst erhält, sobald man sich erfolgreich für das Studium an der Universität angemeldet hat.
- Die Technikakademie Braunschweig bietet eine Kooperation mit der University of Bolton an, sodass deutsche Studenten einen Rabatt auf die Studiengebühren erhalten. Die Technikakademie Braunschweig ist aber nicht für die Bewerbung selbst verantwortlich, darum muss man sich selbst kümmern (dies kann sich seit meiner Bewerbung im Mai 2024 geändert haben).
- Zu den Kosten muss man mit ca. 600€ für das Studentenvisum rechnen. Außerdem muss man für die Dauer des Aufenthaltes in das NHS einzahlen (britisches Krankenversicherungssystem). Die Studiengebühren betragen ca. 9250 Pfund. Weiterhin sollte man mit ca. 6000-7000 Pfund für eine Unterkunft rechnen (wird häufig nur im Voraus für 12 Monate vermietet). Von den Studentenwohnheimen, die von der Uni oder Privatanbietern betrieben werden, war das Feedback von Mitstudenten nicht besonders gut, daher würde ich empfehlen, mit anderen interessierten Studenten eine WG zu beziehen, diese werden auch von studentenorientierten Drittanbietern angeboten. Außerdem sollte man ca. 300- 500€ für Lebensmittel etc. einplanen.
- Bolton ist mit dem Zug ca. 20 Minuten vom Flughafen in Manchester aus gut zu erreichen. In Bolton ist es zwischen September und März häufig sehr windig und daher recht kalt. Laut Google regnet es zwischen Oktober und Januar jeden zweiten Tag.
Man kann über das Bafög Amt Hannover Auslands BAföG beziehen. Wie viel man dort erhält, hängt vom Einkommen der Eltern ab, in der Regel erhält man aber einen Zuschuss zur Krankenkasse, und einen Pauschalbetrag für die Studiengebühren.